Friedhöfe und Biodiversität

Zukünftig sollen Friedhöfe neben Gedenk- und Erinnerungsorten immer mehr zu vielfältigen Biotopen werden.

Wandel in der Bestattungskultur und Biodiversitätskrise:
Aufgrund eines Wandels in der Bestattungskultur (z.B. Friedwälder statt traditionelle Friedhöfe, Urnen- statt Sargbeisetzungen) entstehen auf Friedhöfen immer mehr Freiflächen, für die langfristige, naturnahe Nutzungslösungen gesucht werden. Parallel findet ein großes Artensterben statt. Durch die Zerstörung von Lebensräumen sind weltweit eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Seit den 1990er Jahren sind 75% der Fluginsekten ausgestorben. Die Konsequenzen sind fehlende Ökosystemleistungen wie die Sauerstoffproduktion oder Pflanzenbestäubung und eine Verstärkung des Klimawandels.

Schutz der Biodiversität auf den Friedhöfen:
Studien zeigen, dass mehr Insekten in Städten als in ländlichen Gebieten mit intensiver Landwirtschaft vorkommen. Daher steigt die Bedeutung von städtischen Grünflächen und deren ökologische Umgestaltung zu Biotopen. Von einer naturnahen Aufwertung der Freiflächen profitieren sowohl die Friedhöfe als auch die Natur. Während Friedhöfe an Attraktivität gewinnen und Bestattungszahlen potenziell wieder steigen könnten, werden gleichzeitig neue Lebensräume für verschiedenste Arten geschaffen. Dem Artensterben wird entgegengewirkt.

Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt auf Friedhöfen:
Der bereits bestehende ökologische Wert der Friedhöfe kann durch konkrete Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität noch erhöht werden. Beispielsweise ist es möglich, eine Rasenfläche zu einer strukturreichen Wildwiese umzugestalten. Dafür wird die ausgewählte Fläche nur noch 1-2 Mal im Jahr gemäht und nicht mehr mit Dünger oder Pflanzenschutzmitteln bearbeitet. So kann eine Selbstbegrünung der Fläche und die Ansiedelung von Lebewesen stattfinden. Auch kann die ursprüngliche Rasenfläche mit der Einsaat von zertifiziertem Regiosaatgut vollständig neugestaltet werden.

Außerdem können Totholzelemente angelegt werden. Totholz selbst gehört zu den wertvollsten Strukturen, denn verschiedenste Arten finden hier ganzjährig Entwicklungs-, Überwinterungs- und Nistmöglichkeiten. Demnach kann bei einer Baumfällung ein Baumtorso mit einer Höhe von 3-5 m stehen gelassen werden. Zusätzlich können dicke Äste, Stämme und anderes Schnittgut zu Totholzpyramiden, -hecken oder -haufen geschichtet werden.